Gehört ihr auch zu jenen Menschen, die es lieben, ihr Essen zu fotografieren und dann später hingebungsvoll mit kreativen Texten versehen zu posten, um die ganze Welt an eurem Foodporn, von Bern-Bethlehem bis Timbuktu, teilhaben zu lassen? „Schaut her, ich habe ein Härzli auf meinem Latte Macchiato! Süess, gell?“ Also, ich gehöre nicht zu dieser Sorte „Foodies“, beziehungsweise Mensch.
Ich lasse es mir aber nicht nehmen, hin und wieder zu backen. Ich habe soviel Backtalent, dass ich morgen locker meinen Beruf an den Nagel hängen könnte und mir anstattdessen eine hübsche Kochschürze umbinden könnte, um eine noch hübschere Bäckerei zu eröffnen.
Beschwingt mache ich mich an ein Rezept aus dem Heft Nr. 49 von Friday, denn 50 Guetzli in 30 Minuten schaffe ich locker zwischen etwas Arbeit und dem Feierabend und es riecht dann in der ganzen Wohnung herrlich nach gerösteten Mandeln und Schokolade.
An das Rezept halte ich mich selbstverständlich nicht, bin ja keine Anfängerin. Ich bin so kreativ im Zutaten auswechseln, dass es fast weh tut: Anstatt Buchweizenmehl nehme ich Roggenmehl. Kochschokolade mag ich nicht. Ich rasple dafür zwei edle Tafeln Milchschokoladen rein und bin so umsichtig, sie vorher noch in den Kühlschrank zu platzieren, damit sie härter werden, zwecks optimalem Abrieb an der Bircherraffel. Dem Rezept fallen dafür 100 gr. Rohrzucker zum Opfer – stattdessen nehme ich noch ein wenig Bourbon-Vanillezucker dazu. Und natürlich ein gehöriger Schuss Rum. Ich habe soeben die Rumkugeln neu erfunden! Hafermilch? Wusste gar nicht, dass es das gibt, aber Reismilch tuts bestimmt auch. Ich mache ordentliche Kugeln, wende sie in Puderzucker und lege sie mit viel Abstand auf das Blech.
Und hier das Resultat: Ein homogener Klumpen bestehend aus gerösteten Mandeln und obigen Zutaten! Und Schuld ist – wie immer – mein Gasbackofen. Grosse Flamme oder keine Flamme. Fast wie bei den Höhlenmenschen. Natürlich liegt es nicht an der zu fetthaltigen Milchschokolade. Die weiche Masse lässt sich mit Mühe noch in unregelmässige Quadrate schneiden. Ein bisschen Puderzucker und das Ganze sieht wie bei bei La Durée in Paris aus. Nur, dass meine quadratischen Kugeln besser sind. Schöne Guetzli können schliesslich Alle.

Kugeln! Ich wollte Kugeln. Und Schnee.
ZUTATEN FÜR DAS GELINGT-GARANTIERT-NICHT-REZEPT:
200 gr. Milchschokolade, 370 gr. gemahlene und geröstete Mandeln, 75 gr. Roggenmehl, 150 ml. Reismilch, 150 gr. Rohrzucker und 80 gr. Puderzucker (zum Bestäuben der nicht vorhandenen Kugeln), Bourbon-Vanillezucker und Rum. Viel Rum, mit einer Prise Salz. Und den Rest könnt ihr euch ja denken.
Und ganz ehrlich, ich finde sie schmecken nach Rumkugeln.
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Eure Bäckerin aus Leidenschaft.
Die Guetzli sind göttlich und der Artikel lustig – das sind genug Zutaten für einen Superblog!
Vielen Dank! 🙂 Meine Mutter meinte, dass Backen mit Puderzucker immer heikel sei und Mütter haben immer recht.
Agree! 🙂
Schmeckt super gut (unabhängig vom Namen)!!!!! #foodporn 😉
Ähm, das sind doch Brownies, ganz klar! Die Baumnüsse hast du ganz elegant durch Rum ersetzt. Halt eine Bäckerin aus Leidenschaft!
So nebenbei, besser Rum als Glühwein………
Also ein bisschen schmecken sie nach Rumkugeln, aber genauso fest nach Brownies und fast ein wenig nach Zimtsternen. Ein 3-in-1 Guetzli und ich sehe, wir sprechen dieselbe Sprache.
Herrlich geschrieben, da kann ich glatt rumkugeln vor Grinsen. Und schmecken und riechen kann es ja nur gut, bei diesen leckeren Zutaten … Ich finde, sie sehen trotzdem toll aus. Ein bisschen wie die Vollkormcookies in rund.
Guten Appetit! 🙂
Dankeschön! 🙂 Ich bin schon kugelrund von den eckigen Vollkorncookies. Ich habe sie umgetauft in Heavy Fudge Corny Flat Rumcookies 2.0